St. Martin 2014: Gerade ausreichend das Meiste gelernt

Wir schreiben das Jahr 2014. „Jänner“ 2014, wie die Ureinwohner des Lammertals in Österreich sagen.

Wieder einmal ist die Zeit gekommen, zu der in diesem Jahr 115 tapfere Schülerinnen und Schüler des BGL zum nunmehr 41. Mal nach Sankt Martin auszogen, um gemeinsam mit ihren 9 Lehrern das Skifahren zu erlernen oder zu perfektionieren.

Leider meinte es Frau Holle in diesem Jahr nicht so gut mit den teilnehmenden Probanden, die Schneelage war gerade ausreichend, eine Abfahrt über den „Wurzer“ zum JuFa-Gästehaus Sonnrain war leider nicht möglich. Besonders begehrt waren entsprechend Taxitickets, um nach getaner Arbeit in der Skischule wieder zur Herberge zu gelangen, ohne den 20minütigen ermüdenden Fußmarsch absolvieren zu müssen.

Nach der Ankunft in Sankt Martin am Nachmittag des 10. Januar deckte Horst vom ortsansässigen Sportgeschäft „SportMax“ wie seit vielen Jahren alle skifahrwilligen und -fähigen Schüler mit passenden Skiern, Skischuhen, Stöcken und Helmen ein. Die Zimmer wurden bezogen, zu diesem Zeitpunkt waren sie noch in einem aufgeräumten und neutral riechenden Zustand. Da einzelne Mitfahrer aber offenbar ein Paar Skisocken für eine Skiwoche für ausreichend hielten, verkürzte sich die zu ertragende Aufenthaltsdauer insbesondere in einigen Jungenzimmern mit jedem Tag – am Ende half nur noch ein tiefes Einatmen vor der Zimmertür für ein schnelles „Guten Morgen!“ oder „Gute Nacht!“ um anschließend fluchtartig die „Schreckenskammern“ ohne bleibende Schäden zu verlassen.

Mit Beginn des ersten Skitages am Samstag wurden alle Kandidaten nach kurzer Vorfahrphase auf dem „Knabeleit‘n“ auf insgesamt 10 Skischulgruppen aufgeteilt. In den Gruppen wurde in zwei Etappen zwischen Frühstück und Mittagessen sowie am Nachmittag akribisch daran gearbeitet, mehr oder weniger steile Berge in aufrechter Position auf Skiern hinabzufahren, ohne dabei allzu oft die Schneetemperatur mit der Nasenspitze zu testen. Und dieses Vorhaben gelang nach kurzer Eingewöhnungsphase erstaunlich gut, in Teilen sogar so gut, dass einzelne Anfängergruppen schon am zweiten Tag mit dem Schlepper fahren konnten und wenig später den Lift zur Buttermilchalm nahmen, um die Familien- oder Sportabfahrt zu genießen.

Während die Anfängergruppen sich durchgehend in Sankt Martin aufhielten, fuhren die drei Fortgeschrittenengruppen am Montag, Dienstag und Mittwoch im benachbarten Werfenweng, weil dort die Schneelage besser und die Pistenvielfalt größer war. So kamen alle Teilnehmer entsprechend ihrem Könnensstand voll auf ihre Kosten.

Ein Großteil der Teilnehmergruppe war am Abend nach getaner Arbeit so erschlagen, dass die Nacht – erstaunlicherweise – zum Schlafen genutzt wurde. Nur wenige Teilnehmer veranstalteten noch Pokerrunden oder Verkleidungsorgien, oder Erschreckspiele. Der „Alterspräsident“ Günther van Lottum feierte seinen 64. Geburtstag und gleichzeitig seinen dienstlichen Abschied aus Sankt Martin.

Nicht angemessenes Verhalten wurde mit virtuellen „Klassenbucheinträgen“ geahndet; hierzu gehörte z.B. wiederholtes Vergessen von Skisachen auf der Piste oder „Ausbremsen“ von Kollegen. Es soll tatsächlich eine Kollegin gegeben haben, die „ganz versehentlich“ die Skihose einer Zimmermitbewohnerin angezogen hat, ohne sie darüber zu informieren. An anderer Stelle wurden Kollegen – wiederum „ganz versehentlich“ – in ihrem Zimmer eingeschlossen und konnten erst nach verzweifelten Anrufen bei anderen Kollegen befreit werden. Vermerkt wurden auch respektlose und abwertende Anspielungen auf das Alter und die Skifahrkünste der Kollegen.

Ein weiteres Novum war eine Essenswunschliste, die von den Schülern der 5 teilnehmenden Klassen im Vorfeld erstellt und von den Organisatoren Doro Klinger und Michael Kommerscheidt an die Leitung des Jugendgästehauses übermittelt wurde. Zur großen Freude der „hungrigen Meute“ stellte sich schnell heraus, dass das Küchenpersonal tatsächlich bemüht war, alle Wünsche umzusetzen, wenn auch z.T. unter Protest, weil die gewünschten Speisen eher der Karte von bekannten Fast-Food-Ketten als der Vorstellung von gut ausgebildeten Köchen entsprachen. Schwer zu kalkulieren war auch der Hunger der „wilden Bande“, der mit zunehmender Dauer und weniger werdendem Taschengeld exponentiell größer wurde. Das gekochte Ergebnis war in jedem Fall immer reichhaltig und sehr lecker.

Zum Ende der Fahrt wurden von den Skilehrern die „Abschlusszeugnisse“ in Form von Skipässen mit einer Bewertung der erlernten „Skifahrkünste“ vergeben. Es war wie in jedem Jahr erstaunlich, was vor allem die Teilnehmer ohne Vorerfahrung binnen einer Woche vom „blutigen Anfänger“ zum versierten „Rote-Pisten-Fahrer“ gelernt hatten:

„Das ist wahrscheinlich die Woche in der gesamten Schullaufbahn, in der Schüler in einer Woche Unterricht am meisten lernen.“ (Günther van Lottum)

Hoffentlich haben noch viele Schülergenerationen die Möglichkeit, diese Erfahrung zu teilen.

Michael Cegledi

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