Im Jahr 2013 werden zwei Jahrgänge das Abitur ablegen: die Schülerinnen und Schüler der jetzigen Jg.-stufe 10, die noch nach 13 Jahren Schulzeit die Prüfungen ablegen werden und die Schülerinnen und Schüler der jetzigen Jg.-stufe 9, die als erster Jahrgang nach 12 Jahren Schulzeit die Schule verlassen werden.
Wegen dieser Umstellung fuhren im Jahr 2010 die Schülerinnen und Schüler beider Jahrgänge zur Skifreizeit nach St.Martin/Österreich.
Hier oben stand ich schon häufiger. Das erste Mal im Januar 1981. Unter meinen Füßen ein Blizzard (engl.: Schneesturm). Aber nomen est nicht immer omen. Kein Gedanke an hohe Geschwindigkeiten. Es ging langsam mit vielen Alpenkontakten und vielem guten Zureden: „Das wird scho„. Körpergewicht links, Körpergewicht rechts. Damit sollte man die Spur ins Tal legen. Meine Spur damals wurde von allem anderem bestimmt, nur nicht von mir oder meinem schwankenden Körper. Wie oft bin ich seitdem den Knabl-Leitn gefahren? Zählbar (sagt der Mathematiker), unzählbar oft ist wohl die verständlichere Antwort.
Alle sind sie gekommen in das schöne Moa-Stadl. Die Skilehrer Manni und Elisabeth, Franz, Franz (der Eisenbahner), Herrmann, Harry, Robert, Leon und Adi; aus dem „Sonnrain“ Christa, Peter, Anni, Konrad und Reinhard; Claudia und Horst von „Sport Max“; Fritz, Franz und Mathias von der Liftgesellschaft; Sepp aus dem „Monigold“; Schorsch vom „Gasthof zur Post“; Wilfried vom „Maierwirt“; aus Lüdenscheid eingeflogen bzw. angefahren Annette Meyer und Peter Koopmann, Dorothee Klinger mit Mann und Maus (die Maus heißt Johann und ist erst einige Monate alt).
Sind das jetzt alle? Nein! Einer fehlt noch: Arnd. Arnd Fiedler. Er hat zu dieser Feier eingeladen. An diesem Abend sollte sich unsere Wege – zumindest die dienstlichen – trennen. Nach 30 Skifreizeiten in St. Martin wurde ich in einer wunderschönen, gewaltigen, berührenden, einmaligen Feier in den skifreizeitlichen Ruhestand versetzt. Mit vielen, netten Worten und vielen, schönen Geschenken und meinem Versprechen, die neuen Ski am nächsten Morgen stilvoll mit Jackett und Krawatte einzuweihen.
Zwei Jahre später war ich wieder dabei. Im darauf folgenden Jahr ging der Gründervater Justus Jähnichen dieser damals noch jungen Skifreizeit in Pension. Sein Ko Jürgen Kordt wurde Primus und suchte seinerzeit einen neuen zweiten Mann.
Ich war erst die dritte Wahl: die erste Wahl hatte gerade einen Versetzungsantrag gestellt und die Frau der zweiten Wahl hat im Jenner Geburtstag. So kam es, dass ich nach einer von mir erbetenen Bedenkzeit von etwa 0,2 ms der dienstlichen Aufforderung nur zu gerne nachkam.
Einige Jahre später – 1989 – wurde Jürgen Kordt Schulleiter. Beides ging nicht: Leiter der Schule und Leiter der Skifreizeit. Peter Koopmann ergänzte ab 1991 das Team, gleich mit einer schweren Aufgabe konfrontiert. Musste er doch die Skifreizeit 1992 alleine planen, organisieren und durchführen. Ich durfte nur als kränkelnder Gast ihm über die Skispitzen schauen. Unsere Zeit währte nicht so lange. Unsere gemeinsame Bewerbung auf eine schulische Stelle ging zugunsten von Peter Koopmann aus. Er schnallte die Ski ab und gab sie 1995 an Arnd Fiedler weiter.
Wie hat sich in den nun folgenden Jahren die Skifreizeit gewandelt. Hier kommt der Versuch einer sicherlich unvollständigen Auflistung :
G8 macht es möglich. In 30 Jahren durfte ich 30 Mal als Klassenlehrer und als Leiter mit Schülerinnen und Schülern, mit Kolleginnen und Kollegen in mein St.Martin fahren. Nun ist Schluss mit der Leiterschaft – nicht mit der Leidenschaft. Die St.Martiner und die Kollegen haben es mir nicht leicht gemacht mit der Abschiedsfeier im „Moa-Stadl“. Aber die Skifreizeit geht weiter : mit Arnd Fiedler, mit Dorothee Klinger und mit Michael Kommerscheidt. Für viele Jahre Unterstützung, Hilfe, Einsatz, Engagement, Ideen an alle herzlichen Dank und „Ski heil“.
Alfons Vos
Februar 2010
„Ach komm, so schlimm kann es doch nicht werden“, das waren die Worte meiner Mum kurz vor der Abreise. Ich hatte nämlich überhaupt keine Lust nach St. Martin zu fahren! Warum? Vielleicht lag es daran, dass ich 2 Wochen zuvor in der Skihalle in Bottrop war und ich dort festgestellt musste, dass das Skifahren mal so gar nicht mein Ding ist! Mal abgesehen davon, dass ich 10 Leute umgefahren habe, weil ich nicht bremsen konnte machte, es auch so nicht wirklich Spaß! Die Schuhe drückten, in den Skisachen war man so unbeweglich und die Skier haben auch irgendwie nur gestört!
Nach 3 Tagen dann meinte Franz, dass wir bereit wären nun auch von oben die Piste herunterzufahren, bis zu diesem Zeitpunkt fuhren wir immer ab etwas unterhalb der Mitte. Das Lift fahren machte unglaublich Spaß, er musste nur 2-3-mal angehalten werden, weil einige Leute aus meiner Gruppe ständig aus dem Lift fielen. Oben angekommen war ich zunächst sehr zuversichtlich , doch dann schaute ich runter ins Tal , und auf einmal war mir schlecht und ich bekam Panik, sagte jedoch niemanden etwas, erst mal wollte ich probieren dort runter zu fahren, denn andere haben es ja auch schon überlebt . Also fuhr ich mit zitternden Beinen und wahnsinnigem Herzklopfen hinter den anderen her und versuchte mich zu konzentrieren, doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn zu den zittrigen Beinen und dem Herzklopfen kamen noch Kopfschmerzen und eine nervige, laufende Nase! Zu meiner Begeisterung, kam ich ohne Sturz die Piste runter. Allerdings war ich viel zu verkrampft auf den Skiern und das bemerkte auch Franz und sagte mir immer wieder, dass ich mich locker machen sollte. Unten dann angekommen wollte er direkt die nächste Runde starten, doch ich konnte nicht mehr, ich war klitschnass geschwitzt vor Angst und meine Kopfschmerzen waren auch nicht besser, also blieb ich unten und ruhte mich erst einmal aus. Am nächsten Tag startete ich dann einen weiteren Versuch, nun im Hinterkopf das ich es am vorigem Tag es ja auch schon ohne Sturz geschafft hatte. Doch als ich dann oben stand fing die ganze Angst von vorne an, die Knie zitterten, mir wurde kalt und dieses Herzklopfen war auch wieder da und der Gedanke, dass die Abfahrt eigentlich ganz harmlos ist, war auch wie weggeblasen. Ich hatte nur noch die Angst in meinem Kopf. Ich riss mich zusammen und fuhr wieder hinter den anderen her. Doch diesmal war die Angst so groß, dass ich mich „freiwillig“ in jeder Kurve hinfallen lies. Also schnallte ich nach ein paar weiteren Kurven die Skier ab und ging den Rest der Piste zu Fuß runter. Die nächsten 2 Skistunden schloss ich mich Leuten an, die ebenfalls nicht mehr von oben fahren wollten und wir fuhren, wie am Anfang von knapp unterhalb der Mitte runter. Am nächsten Tag dann kam Herr Kommerscheid und überredete 4 Leute von uns mit ihm nach oben zu fahren. Ich war auch dabei. Er redete uns so viel Mut zu, dass die Angst oben zu stehen mal wieder wie weggeblasen war! Doch dann stand ich wieder dort oben und bekam Panik. “Warum mach ich das eigentlich? Ich will das doch gar nicht! Wozu soll das denn gut sein??“ Das waren meine ersten Gedanken. Herr Kommerscheid gab aber nicht auf und redete so lange weiter auf mich ein, bis wir alle ganz langsam hinter ihm her fuhren. Doch schon nach der 2. Kurve war die Angst in meinem Kopf so groß, dass ich nicht mehr weiter fahren wollte. Doch da Herr Kommerscheid so hartnäckig war, schaffte er es mich dazu zu bringen noch 2 weitere Kurven zu fahren. Noch oberhalb der Mitte schnallte ich meine Skier ab und ging ein paar Meter weiter runter, da ich meine Angst nicht überwinden konnte .Nach ein paar Metern dann schnallte ich mir die Skier wieder an und Herr Kommerscheid hatte eine Idee, die wirklich genial war- wir fuhren die letzten Kurven im Tandem. Am nächsten Tag dann erklärte sich Herr Vos dazu bereit mit mir den Knabelleit ebenfalls im Tandem hinunter zu fahren, da Herr Kommerscheid mit den Vorgeschrittenen in ein anderes Skigebiet gefahren war. Schon alleine die 1. Fahrt war einfach nur geil! Ich guckte nicht nach unten in Richtung Tal, nur auf die Skier und meine Angst war weg, es machte einfach nur Spaß! Wir fuhren direkt ein 2. Mal rauf.
Ich wollte aber das schaffen, was die anderen auch alle geschafft haben, ohne Problem- den Knabelleit von oben alleine runter fahren! Also biss ich die Zähne zusammen, versuchte meine Angst zu unterdrücken. Mein Herz klopfte wie wild, aber ich schaffte es, ich fuhr den letzten Teil der Piste alleine, ohne mich an Herrn Vos festzuhalten, runter! Danach war ich so stolz, wie schon lange nicht mehr auf mich, auch wenn es für andere vielleicht nichts Weltbewegendes war, war es für mich in dem Augenblick das Größte! Nach ein paar malen fuhren wir ganz langsam, ohne das ich mich an Herrn Vos festhalten musste, den Berg hinunter! Unten angekommen war ich glücklich, aber auch kaputt und müde! Für den Tag sollte es genug sein. Am nächsten Tag, dem letzte Tag, fuhren wir wieder von oben runter, jedes mal ein klein bisschen schneller, sicherer und mit engeren Kurven. Ich guckte nur auf den Boden, nicht ins Tal und merkte so gar nicht, wo ich war und auf einmal stand ich schon wieder unten am Lift und Herr Vos lächelte nur und sagt mir, dass ich das gut gemacht habe. Ich entwickelte richtigen Ehrgeiz das zu tun, was die anderen nun schon seit Tagen gemacht haben, die Buttermilchalm runter fahren. Also fragte ich Herrn Vos, ob das möglich wäre und wir fuhren tatsächlich rüber. Zunächst war ich total euphorisch und wollte das unbedingt, doch als ich dann sah, wie steil es auf einmal mit dem Lift nach oben ging, musste ich erst mal schlucken. Gut nur war, dass Herr Vos mich ablenkte und auf einmal waren wir auch schon oben. Dann ging’s auch schon los.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Kommerscheid und ganz besonders auch bei Herrn Vos bedanken, weil er sich so viel Zeit und Geduld für mich genommen hat : )
Larissa Pfaffenbach
Februar 2010
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